Fragen und Antworten

zu Fairtrade-Gold

Fairtrade leistet Pionierarbeit und engagiert sich für den besseren Schutz von Mensch und Umwelt im kleingewerblichen Bergbau – damit die Minenarbeiter, ihre Familien und Gemeinschaften ihre Situation aus eigener Kraft nachhaltig verbessern können.

Doch wie genau wirkt Fairtrade für die Minenarbeiter, woher stammt das Gold und wie steht es um den Schutz der Umwelt? Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellten Fragen zu Fairtrade-Gold. Sollten Sie Fragen haben, die hier nicht beantwortet werden, kontaktieren Sie uns bitte unter goldschmiede(at)fairtrade-deutschland.de.

FAQ

Fairtrade-zertifiziertes Gold wird von kleingewerblichen Bergbau-Organisationen gewonnen, die die Fairtrade-Standards für Gold und Edelmetalle erfüllen. Das bedeutet, dass das Gold verantwortungsvoll abgebaut wurde und die Minenarbeiter Fairtrade-Mindestpreis und -Prämie erhalten haben. Die Fairtrade-Prämie trägt zur sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung ihrer Gemeinschaften bei.

Kleinbergbau ist eine sehr arbeitsintensive Tätigkeit, die im Gegensatz zur industriellen Förderung nur einen geringen Technisierungsgrad aufweist. Die Abbaumethoden variieren je nach Beschaffenheit des Gesteins. Im Kleinbergbau arbeiten viele wirtschaftlich benachteiligte Personen, die durch den Goldabbau ihre Einkommenssituation verbessern möchten. Diese Minenarbeiter erwirtschaften nur 15 Prozent des Goldes weltweit, machen dabei aber 90 Prozent der aufgewendeten Arbeitskraft im Gold-Sektor aus. Der Großbergbau genießt oft  Vorzugsrechte im Abbau von Edelmetallen, wodurch kleingewerbliche Minenarbeiter von legalen Abbaumöglichkeiten ausgeschlossen sind und daher oft auf informellen Bergbau ausweichen. Dieser findet unter gefährlichen Arbeitsbedingungen und ohne Gesundheits- oder Sicherheitsmaßnahmen statt.

Über 100 Millionen Menschen sind direkt oder indirekt vom kleingewerblichen Goldabbau abhängig. Sie sind gefährlichen Bedingungen ausgesetzt und kämpfen um faire und stabile Preise für ihr Gold. Gemeinden, die vom Bergbau leben, fehlt es häufig an grundlegender Infrastruktur wie sanitären Einrichtungen und sauberem Trinkwasser. Oft gibt es keinen oder nur begrenzten Zugang zu Gesundheitsversorgung und Schulbildung. Entsprechend groß ist die Notwendigkeit für sicherere Arbeitsbedingungen, fairen Marktzugang, Umweltschutz und Transparenz im Handel. Fairtrade leistet Pionierarbeit, damit kleingewerbliche Minenarbeiter im Goldabbau ihre Arbeits- und Lebensbedingungen aus eigener Kraft verbessern können.

Der Großteil des weltweit abgebauten Goldes wird zu Schmuck verarbeitet. Schmuck ist bei Konsumenten sehr beliebt und daher eine millionenschwere globale Industrie. Dadurch besteht für Fairtrade großes Potenzial, zu einer Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen im Kleinbergbau beizutragen. Schmuck-Kreationen mit Fairtrade-zertifiziertem Gold schaffen bei Konsumenten ein Bewusstsein für die Herausforderungen im kleingewerblichen Goldabbau und bieten ihnen eine Kauf-Alternative, mit der sie zur Verbesserung vor Ort beitragen können.

Fairtrade-Gold steht für eine nachhaltige Zukunft der Minenarbeiter, ihrer Familien und Gemeinschaften:

Minenarbeiterinnen und -arbeiter erzielen durch Fairtrade einen besseren Preis für ihr Gold und gewinnen durch den garantierten Fairtrade-Mindestpreis mehr Sicherheit.

Fairtrade-zertifizierte Minen erhalten über den Mindestpreis hinaus eine Fairtrade-Prämie in Höhe von 2.000 US-Dollar pro Kilogramm Gold. Diese zusätzlichen Einnahmen werden nach demokratischen Prinzipien in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen und Gesundheitszentren sowie in die Verbesserung betrieblicher Abläufe investiert. Für Gold, das ohne den Einsatz von Chemikalien gewonnen wurde, erhalten die Minenarbeitergemeinschaften eine höhere Prämie.

Die Standards schreiben vor, dass nur die Bergbau-Gemeinschaften zertifiziert werden können, die legalen Bergbau betreiben. Mit dem Zusammenschluss zu legalen und formalisierten Minenorganisationen werden die Rechte der Minenarbeiter geschützt und die Entwicklung der lokalen Gemeinden gefördert.

Die Fairtrade-Zertifizierung schreibt Schutzkleidung sowie Gesundheits- und Sicherheitstrainings vor. Der Einsatz von Chemikalien zur Goldgewinnung unterliegt einem verantwortungsvollen Umgang und wird so weit wie möglich reduziert. Kinderarbeit ist in Fairtrade-zertifizierten Minen verboten.

Für die meisten Fairtrade-Produkte wird der Mindestpreis auf Basis der Kosten nachhaltiger Produktion festgelegt. Aufgrund der großen regionalen Unterschiede im Goldvorkommen und den Abbaumethoden, fehlt für Gold eine entsprechende produktionsbezogene Berechnungsgrundlage. Als Basis dient daher der von der London Bullion Market Association (LBMA) festgesetzte Goldpreis. Dieser ist der relevante Preis im Goldhandel und wird zwei Mal täglich fixiert. Der Fairtrade-Mindestpreis liegt bei 95 Prozent des LBMA-Goldpreises. Dies ist ein wesentlich höherer Verkaufspreis, als Minenarbeitergemeinschaften normalerweise erhalten. Die 95 Prozent stellen dabei die Untergrenze dar, es können mit den Handelspartnern auch höhere Abnahmepreise verhandelt werden.

Die ersten Fairtrade-Produzentenorganisationen im kleingewerblichen Goldsektor befinden sich in Peru, Uganda, Kenia und Tansania

Die Fairtrade-Standards sind explizit auf Goldminen ausgelegt, decken aber auch die Edelmetalle Silber und Platin ab. Diese können beim Goldscheideprozess als Nebenprodukte anfallen und sollen daher auch unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt werden können, um den Minenarbeitergemeinschaften maximalen Nutzen vom Fairen Handel zu ermöglichen. Analog zum Fairtrade-Gold-Siegel gibt es daher auch Siegel mit den Zusätzen „Silver“ und „Platinum“.

Die Fördermethoden variieren je nach Art des Gold-Vorkommens. Aus Flussbetten kann Gold vergleichsweise leicht und unter Einsatz einfacher Werkzeuge gewonnen werden. Aus festem Gestein ist dies nicht so leicht möglich. Hier wird unter Tage Erz abgebaut, das dann außerhalb der Mine weiterverarbeitet wird. Es müssen Chemikalien eingesetzt werden, um aus dem Erz ein Amalgam-Gold-Gemisch zu extrahieren. Häufig verwenden die Minenarbeiter hierfür Quecksilber. Das Gemisch wird im Anschluss erhitzt, sodass das Quecksilber verdunstet und Gold und andere Metalle zurückbleiben. Die Fairtrade-Standards umfassen Vorschriften zur sicheren Verwendung und Aufbewahrung von Quecksilber.

Einige kleingewerblichen Minenarbeiter nutzen Zyanid anstelle von Quecksilber. Dies ist zwar ebenfalls eine gefährliche Chemikalie, Zyanid baut sich aber schneller ab als Quecksilber und ist unter Einhaltung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen sicherer in der Handhabung. Zyanid wäscht das Gold aus dem Erz und löst es in Wasser. Dieses Verfahren ist mit hohen Kosten, speziellem Training und längeren Verarbeitungszeiten verbunden und wird daher im Kleinbergbau seltener angewandt. Wenn es jedoch richtig durchgeführt wird, wird dadurch mehr Gold gewonnen und kein Quecksilber mehr benötigt.

Die Umwelt-Auswirkungen von kleingewerblichem Bergbau sind regional sehr unterschiedlich. Abbauprodukte und giftige Substanzen können jedoch zu Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung beitragen. Fairtrade begleitet die Bergbau-Organisationen im Zertifizierungsprozess, um diese Auswirkungen frühestmöglich reduzieren zu können. Gemessen am Output verursacht Kleinbergbau nicht signifikant mehr Umweltverschmutzung als Großbergbau. Da viel kleinere Mengen Erz pro Unze Gold verarbeitet werden, ist das Ausmaß der Umweltschäden insgesamt geringer.

Würden die Fairtrade-Standards den Einsatz von Chemikalien komplett verbieten, wäre dadurch der Großteil kleingewerblicher Minen-Organisationen vom System ausgeschlossen. Oft sind diese aber zunächst auf die Mehreinnahmen durch die Fairtrade-Prämie angewiesen, um in umweltschonendere Technologien investieren zu können. Fairtrade verpflichtet sie, den Gebrauch von Quecksilber und Zyanid innerhalb eines gesetzten Zeitrahmens stark zu verringern und unterstützt sie dabei. An dessen Stelle treten verantwortungsvollere Verfahren und Technologien mit geringeren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.

Fairtrade arbeitet auch mit kleingewerblichen Bergbau-Organisationen zusammen, die keine Chemikalien einsetzen. Diese erhalten für ihr Gold eine höhere Prämie, um die Kosten der Umweltkontrollen tragen zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt sind diese Minen jedoch erst auf dem Weg zur Fairtrade-Zertifizierung, sodass derzeit  kein „Eco-Gold“ angeboten werden kann.

Die Schmuckindustrie gehört zu den recyclingstärksten Branchen weltweit. Dadurch können jedoch nur 30 Prozent der Nachfrage auf dem Goldmarkt gedeckt werden. Es ist daher unabdingbar, die Probleme im von jeher durch schlechte Bedingungen geprägten Kleinbergbau anzugehen. Fairtrade-Gold trägt direkt zu Entwicklung und Verbesserung der Arbeits- und Lebenssituation von kleingewerblichen Minenarbeitern bei.

Ziel ist es, dass Fairtrade-zertifizierte Goldminen ihren gesamten Ertrag an Fairtrade-Gold auch zu Fairtrade-Bedingungen absetzen können. Es gibt daher für unterschiedliche Anbieter verschiedene Möglichkeiten, auf Fairtrade-Gold zu setzen – von kleinen Goldschmieden bis zu großen Schmuck- und Uhrenanbietern.

Fairtrade-Gold Lizenznehmer Modell: Dieses Modell ist für Firmen entwickelt, die mindestens 500g Fairtrade-Gold verarbeiten möchten und entsprechende Kapazitäten haben, die Zusatzkosten einer Zertifizierung sowie den administrativen Aufwand zu tragen.

Fairtrade-Goldschmiede Registrierungsmodell: Das Fairtrade-Goldschmiede Registrierungsmodell ist für Goldschmiede Handwerkbetriebe konzipiert, die bis zu 500g Fairtrade-Gold verarbeiten. Es zielt darauf ab, den administrativen und finanziellen Aufwand für diese Betriebe auf ein Minimum zu reduzieren.